Jahres-
bericht
2022

Bericht der Präsidentin

Im Jahr 2022 durften wir unser ganzes Jahresprogramm und zahlreiche Reisen wieder ohne Verschiebungen durchführen, was nach den zwei vorangehenden Jahren nicht selbstverständlich war, und wir sind deshalb sehr dankbar für diese positive Entwicklung. Mit Freude organisierten wir sogleich diverse Führungen im noch sehr jungen Erweiterungsbau von Sir David Chipperfield mit Highlights aus der Sammlung des Kunsthauses und den Privatsammlungen Bührle, Looser und Merzbacher mit Meisterwerken des Impressionismus und der frühen Moderne, des Fauvismus und des Expressionismus, der amerikanischen Kunst sowie der internationalen Gegenwartskunst. Mitte Jahr führte uns Hubert Looser persönlich durch die Sammlung Looser, was ein besonderes Privileg war. An dieser Stelle darf ich im Namen der Kunstfreunde meinen herzlichen Dank an Hubert Looser aussprechen.

Im Wintermonat Februar richtete sich der Blick in den Süden: Kurator Jonas Beyer zeigte uns die Ausstellung «Barockes Feuer, die Grafik des Giovanni Benedetto». Giovanni Benedetto Castiglione war ein italienischer Zeichner und wegweisender Experimentator im Bereich der Druckgrafik, der seine Kompositionen mit einer atemberaubenden Lässigkeit auf Papier brachte. Dieser innovative Meister, der mit seinen Grafiken Rembrandt nacheiferte, erfand im 17. Jahrhundert die Monotypie.

Ganz auf italienische Art und Weise beendeten wir die Führung mit einem Aperitivo in der neuen Kunsthaus Bar.

Der traditionellerweise im Frühjahr durchgeführte und beliebte «Art Day» beinhaltete den Besuch der Ausstellung «Yoko Ono: This room moves at the same speed as the clouds» im Chipperfield-Bau. Yoko Onos Performances und Aktionen der 1960er- und 1970er-Jahre haben Kultstatus erreicht. Kuratorin Mirjam Varadinis zeigte uns die vielfältigen Werke und liess uns auch Teil der Performances werden. Yoko Ono hat sich seit jeher für den Frieden auf der Welt engagiert. Der anschliessende gemeinsame Mini-Lunch bot die Gelegenheit, sich über die aktuellen Themen der Ausstellung auszutauschen. Im Frühjahr des Berichtjahrs organisierten Maria Larsson und Ruedi Bechtler einen Tagesausflug nach Aarau und nach Langenthal. Direktorin Katharina Ammann empfing uns persönlich im Aargauer Kunsthaus und der Künstler Ruedi Bechtler führte uns durch seine Ausstellung «Ruedi Bechtler. Zeitreise auf dem Kopf. Franziska Baumgartner» im Kunsthaus Langenthal. Nach Ostern besuchten wir das Toni-Areal in Zürich und erhielten dank kundiger Führung einen Eindruck dieses beeindruckenden Areals. Im Herbst hat uns die Bechtler Stiftung, Uster, zu zwei Führungen eingeladen. Neben Walter de Marias «The 2000 Sculpture» und der Videoinstallation «Couldn’t Agree with you More» von Pipilotti Rist haben wir auch die Ausstellung «All Chemie, Sigmar Polke & Pamela Rosenkranz», kuratiert von Bice Curiger sowie die Ausstellung «Double Positive, Silvie Fleury» sehen können.

An dieser Stelle möchte ich mich sehr herzlich bei unseren Mitgliedern Ruedi Bechtler, Thomas Bechtler und Heike Pohl (Geschäftsführerin Fondation ZHdK) für die Einladung, ihre Zeit und die Organisation der oben erwähnten Anlässe bedanken.

Im Berichtsjahr haben wir das Atelier von der Künstlerin Una Szeemann in Zürich besucht und organisierten zudem, in Zusammenarbeit mit dem Kunsthaus, einen «Triple Book Launch» der Biografien der drei Protagonist/ innen Jacqueline Burckhardt, Bice Curiger und This Brunner, die alle von Zürich aus in den 70er-Jahren die Kultur bewegt haben.

Die beliebte Sommeranfangsparty für unsere Jungmitglieder hat im Berichtsjahr in der Villa Tobler in der Bel Etage stattgefunden. Diese wunderbare Location trug auch zu dem gelungenen Abend bei. Es wurde viel gelacht und getanzt, dies trotz noch nicht ganz sommerlichem Wetter. Ende Juni fanden wir uns zur jährlichen Mitgliederversammlung ein. Nach dem formellen Teil führte uns Kuratorin Cathérine Hug in die wiederum sehr aktuelle Ausstellung «Take Care: Kunst und Medizin» ein. Die Ausstellung zeigte auf, wie die scheinbar gegensätzlichen Disziplinen Kunst und Medizin die menschliche Physis und Psyche reflektieren.

Im Spätsommer zeigte das Kunsthaus Zürich die Ausstellung «Federico Fellini». Auch hier konnten wir exklusive Führungen mit Kuratorin Cathérine Hug anbieten und anhand von 500 Exponaten wurde uns aufgezeigt, wie der legendäre italienische Filmemacher die Szenen und Charaktere seiner Filme in Zeichnungen entwickelte. Fellini war von Jugend an auch ein unermüdlicher Zeichner, der seine Träume und Ideen zu Papier brachte, bevor er sie in Szene setzte.

Seine letzte Ausstellung kuratierte Christoph Becker mit der Retrospektive «Niki de Saint Phalle» mit rund 100 Werken. Es handelte sich dabei um eine der grössten und umfangreichsten Ausstellungen von Werken dieser spannenden Ausnahmekünstlerin. Sie zeigte das aussergewöhnliche Schaffen dieser Künstlerin und es waren alle begeistert von der Grande Dame und Mutter der «Nanas». An dieser Preview durften wir auch Ann Demeester begrüssen, die am 1. Oktober 2022 als neue Direktorin die Nachfolge von Christoph Becker antritt. Wir wünschen ihr eine gute Einarbeitungszeit und freuen uns auf ihr Wirken in den nächsten Jahren.

Zusammen mit der Retrospektive «Niki de Saint Phalle» machte die Ausstellung «Aristide Maillol» den Abschluss im Berichtsjahr im Kunsthaus Zürich. Kurator Philippe Büttner und Kuratorin Ioana Jimborean brachten uns in ihrer Führung der sinnlichen Kunst Aristide Maillols näher. Der Künstler ist nach Auguste Rodin der bedeutendste französische Bildhauer der frühen Moderne.

Ich danke den Kuratoren und Kuratorinnen, sie haben mit ihren Ausstellungen neue Höhepunkte in der Kunstvermittlung gesetzt, Freude vermittelt und das Kunst-Sehen geschärft. Dem gesamten Team des Kunsthauses Zürich danke ich für die freundschaftliche Unterstützung und Zusammenarbeit. Wir behalten die vielen schönen Momente im Kunsthaus Zürich immer gerne in Erinnerung.

Maria Larsson hat im Berichtsjahr wieder mit Leidenschaft und Engagement das Reiseprogramm für unsere Mitglieder zusammengestellt. Die Reisen gingen nach Mailand und Madrid (Jungmitgliederreisen), in die Provence und zweimal an die Biennale in Venedig. Zudem hat sie die beliebten Besuche bei Zürichs KünstlerInnen und die Führungen durch die Sammlungen Rothschild & Co und «Art Vontobel» organisiert.

Daisy Bruppacher ist nach über 30-jähriger Tätigkeit in den Ruhestand getreten und ich darf mich im Namen der Kunstfreunde für ihre jahrelange wertvolle Unterstützung und ihr Engagement bei der Organisation der Reisen für unsere Mitglieder von Herzen bedanken.

Ich fasse hier das Veranstaltungsprogramm 2022 kurz zusammen:

zwei geführte Previews der Ausstellungen im grossen Ausstellungssaal, Pfister- Bau, Kunsthaus Zürich «Take Care: Kunst und Medizin», Kuratorin Cathérine Hug, «Niki de Saint Phalle» mit Kurator und Direktor Christoph Becker
Art Day im Kunsthaus Zürich «Yoko Ono: This room moves at the same speed as the clouds» mit Kuratorin Mirjam Varadinis
Mitgliederversammlung 2022 mit Führung durch die Ausstellung «Take Care: Kunst und Medizin» mit Kuratorin Cathérine Hug
Diverse separate Führungen durch diverse Ausstellungen im Kunsthaus Zürich «Barockes Feuer, die Grafik des Giovanni Benedetto», Kurator Jonas Beyer, «Federico Fellini», Kuratorin Cathérine Hug, «Aristide Maillol», Kurator Philippe Büttner und Kuratorin Ioana Jimborean, «Sammlung Looser» mit Hubert Looser
Diverse Führungen durch die Sammlungen im Chipperfield-Bau
Ein Ateliersbesuch von Zürichs Künstler/innen Atelier von Una Szeemann
Zwei Besuche einer Corporate Collection «Sammlung Rothschild» und «Art Vontobel»
Ein Tagesausflug Aargauer Kunsthaus und Kunsthaus Langenthal, mit Direktorin Katharina Ammann und Ruedi Bechtler
Zwei Führungen in der Bechtler Stiftung, Uster Mit Thomas Bechtler und Kuratorin Anaïs von Holleben
Diverse Besichtigungen und Anlässe Führung Toni-Areal, mit Rektor Thomas Meier und Heike Pohl, Universität Zürich, Marc Quinn und Bärbel Küster im Gespräch

Geteilte Affinitäten – Triple Book Launch, mit This Brunner, Jacqueline Burckhardt und Bice Curiger
Friends-Event: Lucerne Festival Forward im KKL Luzern
Führung Ausstellung «DYOR» in der Kunsthalle Zürich, mit Direktor Daniel Baumann und Kuratorin Nina Roehrs

– Sommeranfangsparty für die Jungmitglieder im der Villa Tobler, Bel Etage

– Kunstreisen In die Provence und an die Biennale Venedig (zweimal durchgeführt)
Mailand und Madrid (Jungmitgliederreisen)

Für die Patrons-Mitglieder haben wir auch im Berichtsjahr 2022 ein zusätzliches exklusives Programm zusammengestellt.

Gerne informieren wir Sie an dieser Stelle, dass eine kleine Gruppe von Jungmitgliedern ein Konzept ausgearbeitet hat zwecks persönlichen Austauschs innerhalb der Jungmitglieder. Neu gibt es eine WhatsApp-Gruppe, der sich Jungmitglieder anschliessen können. Ich danke unserem Mitglied Emanuel Grauwiler für die Administration der WhatsApp-Gruppe und für die Mitorganisation der informellen Treffen wie z. B. der Apéros etc.

Im Berichtsjahr haben wir zwecks Äufnung von Mitteln keinen Ankauf für die Sammlung getätigt. Die «Gruppe Junge Kunst» hat im Berichtsjahr mit den ihr von der Mitgliederversammlung gesprochenen Beiträgen folgende Werke angekauft: Hiwa K (1975), Videoarbeit «Pre-Image (Porto)» (2014), Sebastián Díaz Morales (1975), Videoinstal- lation «Smashing Monuments» (2022), Marlene McCarty (1957), «Marlene, Naomi, June 20, 1975» (2003) und Banu Cennetogˇ lu (*1970), «29.06.2012»

Näheres zu den genannten Ankäufen finden Sie im Bericht von Mirjam Varadinis, Vorsitzende der «Gruppe Junge Kunst», auf den Seiten 15 ff. im Jahresbericht.

Im Berichtsjahr haben wir wiederum einen erfreulichen Zuwachs an Mitgliedern zu verzeichnen, was mich ausserordentlich freut. Am Ende des Jahres 2022 zählen wir 928 Mitglieder, darunter 162 Jungmitglieder und 156 Paarmitgliedschaften sowie 180 Mitglieder auf Lebenszeit und 47 Patrons-Mitglieder.

Das Jahr 2022 ist das letzte Jahr unseres Direktors Christoph Becker im Kunsthaus Zürich. Bei seinem Amtsantritt vor über 20 Jahren äusserte er in der Presse, ein Museum von Weltrang schaffen zu wollen. Dank einer grossen Portion «Durchhaltevermögen und einer gehörigen Portion Humor» – so sagt Christoph Becker selbst – hat er dieses Ziel erreicht. Mit dem technisch ambitionierten, ökologischen Neubau von Sir David Chipperfield ist dem Kunsthaus der «Quantensprung in die Spitzengruppe europäischer Kunstmuseen», wie sich die NZZ einst äusserte, gelungen. Aus dem Zürcher Kunsthaus ist eine international agierende und bestens vernetzte Institution geworden. Christoph Becker hat zudem bedeutende Privatsammlungen an das Kunsthaus binden können. Darunter – neben den Sammlungen Emil Bührle, Werner und Gabrielle Merzbacher und Hubert Looser – etwa die Sammlung Knecht mit der holländischen Kabinettmalerei des 17. Jahrhunderts, die Legate von Bruno und Odette Giacometti und die Werke der Kunst der Romantik von Christian Sveaas. Die enge Zusammenarbeit von Christoph Becker mit den Kunstfreunden war freundschaftlich geprägt und eminent wichtig für die Entwicklung dieses Freundeskreises und ich danke ihm – im Namen aller Mitglieder – für seine Zeit und sein grosses Engagement.

Wir dürfen auf ein schönes Vereinsjahr zurückblicken, in welchem wir viele spannende und inspirierende Begegnungen mit Ihnen geniessen durften. Für Ihre Treue, Ihr Mäzenatentum und Ihr Interesse am Vereinsleben danke ich Ihnen. Ich freue mich, Ihnen bald wieder zu begegnen, und wünsche Ihnen weiterhin viel Freude an Ihrer Mitgliedschaft.

Ihre Präsidentin
Gitti Hug